Herr Tomes, viele Städte haben mit Staus und stockendem Verkehr zu kämpfen. Woran liegt das?
Die Gründe können sehr vielfältig sein. Neben dem Berufs- und Freizeitverkehr auf den Hauptverkehrsachsen entsteht ein grosser Teil, des städtischen Verkehrs durch die Suche nach Parkplätzen. Wir sprechen hier von 30 bis 40 Prozent «Suchverkehr». Da viele Städte damit begonnen haben, die Zahl an Parkplätzen zu reduzieren, ist es umso wichtiger, dass die existierenden Plätze effizient genutzt werden können. Freie Parkplätze sollen gezielt angesteuert werden können, ohne dabei den restlichen Verkehr negativ zu beeinträchtigen. Um das zu erreichen, benötigen Städte- und Verkehrsplaner:innen vor allem Daten in Echtzeit, und hier kann die LTS AG unterstützen: Unsere intelligenten Bodensensoren öffnen den Weg für intelligentes Verkehrs- und Parkplatzmanagement.
Inwiefern helfen die Sensoren bei der Verkehrsreduktion?
Die Sensoren werden auf Strassen, bei Ampeln, auf Parkplätzen oder an Decken von Parkhäusern angebracht. Sie sind modular aufgebaut, energieautark, und im Gegensatz zu ähnlichen Messsystemen mit Induktionsschleifen oder Parkleitsystemen können sie in nur 30 Minuten über eine Kernbohrung verbaut werden. Dabei müssen keine Strassen gesperrt und aufgerissen werden, keine Verkabelungen gemacht werden und die Installations- und Unterhaltskosten fallen weitaus tiefer an, als bei älteren Systemen.
Sind sie einmal in Betrieb, geben die Sensoren über das angeknüpfte Gateway in Echtzeit Auskunft über Auslastung und Belegung des jeweiligen Standorts. Die so gesammelten Daten werden in der Cloud gesammelt, aufbereitet und unterstützen dann Automobilisten:innen bei der Routenwahl oder Parkplatzsuche und ermöglichen es Verkehrsplaner:innen, gezielte Massnahmen zur Verkehrsoptimierung zu treffen, zum Beispiel über entsprechende Signalisationen oder Verweise auf weniger ausgelastete Strassen oder Parkzonen.
Die Anwendungsbereiche der Sensoren gehen aber viel weiter: Ganz im Sinne des "Internet of Things" (IOT) können die Daten, wenn sie einmal zur Verfügung stehen, für die verschiedensten Zwecke verwendet werden, von Echtzeitinformationen zur die Auslastung einer Autowaschanlage über die die Belegung von Aufladestationen für Elektroautos hin zu wissenschaftlichen Analysen zum Verkehrsflussoptimierung.
In welchen Städten oder Ländern sind die Sensoren der LTS AG bereits im Einsatz?
In der Schweiz gehört sicherlich die Museumsstrasse in Zürich gleich neben dem Hauptbahnhof zum bekanntesten Einsatzort. Dort werden die Sensoren zur Verkehrszählung und Analyse des Verkehrsflusses eingesetzt. Andere grössere Projekte sind in Bülach im Gange, wo wir die Daten von bereits existierenden Induktionsschleifen mit jenen unserer Sensoren abgleichen, oder in St. Gallen, wo die Sensoren beim Parkmanagement im Einsatz sind.
Wir erhalten auch immer wieder Anfragen aus dem Ausland, beispielsweise aus Deutschland, Estland, oder den Vereinten Arabischen Emiraten. Jedes Land und jede Stadt hat ganz eigene Bedürfnisse und Gründe, warum sie sich für die Sensoren interessieren. Im Austausch mit Estland merken wir zum Beispiel, dass die "Smart City"-Idee besonders stark zur Geltung kommt.
Auf welche Herausforderungen stossen Sie beim Erschliessen von neuen Märkten?
Im Gespräch mit Kund:innen merken wir immer wieder, dass es viele negative Vorurteile gegenüber Verkehrs- und Parksensoren gibt. Meist basieren diese auf negative Erfahrungen, welche in der Vergangenheit mit Produkten von mangelnder Qualität gemacht wurden. Für uns ist das ein zusätzlicher Ansporn, noch mehr in die Entwicklung und Qualitätssicherung unserer eigenen Sensoren zu investieren. Die Erfahrung hat auch gezeigt, dass Pilotprojekte sehr dabei helfen, das Vertrauen der Kund:innen zu gewinnen und sie von der Qualität unserer Sensoren zu überzeugen.
Wie hat Switzerland Global Enterprise (S-GE) die LTS AG beim Erschliessen neuer Märkte unterstützt?
Wir sind über unsere Mitgliedschaft bei der Smart City Alliance mit S-GE in Kontakt gekommen. Im Vorfeld unserer Teilnahme an der Expo in Dubai hat uns S-GE wertvolle Kontakten vermittelt. Daraus sind dann vor Ort einige gute Meetings entstanden, bei denen wir auch die Businesskultur kennenlernen konnten. Und aus diesen Meetings wiederum ist ein aktuell laufendes Pilotprojekt entstanden, bei dem nun die Sensoren in Dubai auf ihre Hitzebeständigkeit und Resistenz gegen Sand und Wasser getestet werden.
Im Vergleich zum Markt in Estland, den wir auf eigene Faust angegangen sind, merken wir deutlich, wie viel einfacher der Markteintritt ist, wenn eine Organisation wie S-GE die ersten relevanten Kontakte erstellt.
Welche Learnings möchten Sie gern mit anderen Schweizer Unternehmen teilen, die ebenfalls planen, im Ausland aktiv zu werden?
Um beim Beispiel Dubai zu bleiben: Es hilft extrem, eine fixe Ansprechperson zu haben, die im jeweiligen Land vor Ort ist, und die dortigen Gegebenheiten, die Kultur und die Gesetze kennt.
Auch haben wir gelernt, wie wichtig es ist, trotz den oft negativen Vorurteilen gegenüber Verkehrssensoren direkt auf Leute zuzugehen. Pilotprojekte helfen hier wie gesagt sehr. Es gilt aber auch hier, an den Projekten dranzubleiben und Hürden, die sich einem in den Weg stellen zu überwinden. Diese Ausdauer wird dann später belohnt.